Mittwoch, 2. Mai 2007

Varg Vikernes wird zu dem, wogegen er anfänglich rebellierte

Varg Vikernes, die ehemalige Band "Burzum", hat in letzter Zeit einen Wandlung in Richtung eines Charles Manson der 90er gemacht. Regelmäßig sendet er seine Communiques an einen Russen, der sie dann auf der Website www.burzum.org veröffentlicht. Heute habe ich mir mal "A Bard's Tale: Part VIII - Religion or Reason" durchgelesen.

Im ersten Abschnitt reduziert Varg die "Magier" des Steinzeitalters zu dem was heute "Wissenschaftler" wären, im zweiten stellt er heraus, dass der einzige Grund für das Überleben des Christentums oder jeder Religion, die eine Gottesvorstellung beinhaltet, nur Dummheit und Dogmatismus (=Zwang) ist, im vierten wird IQ mit Glauben verknüpft "je niedriger der IQ, desto eher die Wahrscheinlichkeit von Religiosität", zuguterletzt wird der Sinn des Heidentums einzig und allein im Anbieten von "Vorbildern" gesehen. Am Ende noch eine Tabelle, die Durchschnitts-IQs von Bevölkerungsgruppen mit ihrem jeweiligen Glauben verknüpft, um Punkt 4 zu untermauern.

Der erste Abschnitt zeigt eindeutig, dass Varg nichts von Traditionellen Gesellschaftsformen versteht. Seine Argumentation lässt sich 1:1 auf die Modernisten der französischen Revolution bzw. deren geistigen Nachfolger Alfred Rosenberg projizieren. Die Charakterisierung der Weisen der frühen Zeitalter ist in diesem Falle rein spekulativ.

Der zweite Abschnitt überbietet den ersten an Dummheit bei weitem. Varg zeichnet ein Bild vom Heidentum als Schlaraffenland, in dem es keinen Dogmatismus, sondern nur freien Diskurs unter den "eugenisch"-verbesserten Menschen gäbe. Wie Eugenik mit gedanklicher Freiheit zusammenpassen soll, ist auch zweifelhaft, da es ja schon recht logisch wäre, in einer eugenikfreundlichen Gesellschaft deren Kritiker zu eleminieren. Varg selbst hat darüber geschrieben, wie Heiden in Skandinavien christliche Missionare erschlugen, auch einzelne, welche bestimmt keine physische Gefahr darstellten. Fakt ist, dass das Christentum als kleine, unbedeutende jüdische Sekte begonnen hat, um dann über rund 1000 Jahre den europäischen Kontinent zu erobern. Wenn das alles durch Dogmatismus und Gewaltandrohung geschehen sein soll, dann frage ich, wie das denn geklappt hat, als die Heiden noch mächtiger waren?

Das dritte Argument, Gottesfurch gehe mit Dummheit Hand in Hand, ist genauso dumm wie es sich anhört. Varg ist nicht in der Lage, zwischen Glaube und Aberglaube zu differenzieren. Seine Kritik richtet sich gegen den Aberglauben und ist insofern gerechtfertigt. Den waren Glauben an sich kann er gar nicht kritisieren, da er überhaupt keine Vorstellung davon hat, was das eigentlich sein könnte. Ich merke nur an, dass die Genies des Altertums allesamt gläubige Menschen waren.
Um sein Argument zu untermauern bringt Varg eine Tabelle, in der Durchschnitts-IQ gegen die Religiosität eines Volkes aufgetragen ist. Varg scheint sich der Tatsache nicht bewußt zu sein, dass man IQ-Tests lernen kann. Desweiteren stellen IQ Tests nichts anderes dar, als eine Zusammenstellung von Aufgaben, deren Lösung im westlichen Kulturkreis eine tägliche Anforderung ist. Übersetzt bedeutet dies, dass IQ-Tests nicht testen wie "intelligent" jemand ist, sondern nur, wie sehr ein Mensch in der Lage ist, wie ein "Westler" zu denken. Als Mittel, Vorurteile zu verbreiten eignen sie sich damit vorzüglich, als objektiver Maßstab überhaupt nicht.

Insgesamt scheint Varg auch keine Ahnung vom germanischen Pantheon zu haben, wenn er fordert, die Götter als Vorbilder zur Propagierung von Werten wie "Courage, Liebe, Disziplin und Aufrichtigkeit" zu sehen, denn da dürfte der bekannteste "heidnische" Gott, Wotan/Odin so richtig durch das Schema fallen.


"Ein Paradoxon der heutigen Zeit: rassistisches Heidentum = liberales Aufklärertum" - Julius Evola

1 Kommentar:

Hermadur hat gesagt…

Ich möchte nun mal einiges zu ihrem Argumentationen anmerken.

Ich kann tendenziell eine gewisse Grundablehnung gegen Vikernes und seine Thesen in Ihren Aussagen erkennen, welche in einer sachlichen Argumentation eigentlich nicht angebracht sind. Da sie nun gegen Vikernes argumentieren werde ich versuchen einige Ihrer Thesen zu wiederlegen versuchen.

Es gibt natürlich einen gewissen Unterschied zwischen Glauben und Aberglauben, was Vikernes mit der Aussage "Religiöse Menschen sind dumm" gemeint hat, ist nichts anderes als eine primitive Umschreibung. Meiner Meinung nach hat er Recht, natürlich nicht bei allen Menschen (da nichts auf alle zutreffen kann). Er meint höchstwahrscheinlich eine gewisse Naivität die mit einem bedingslosen Glauben einhergeht. Viele Leute zeigen intelektuelle und geistige Schwäche dadurch, dass sie sich einem Glauben blind unterordnen. Man vergisst zu hinterfragen ob ein tieferer Sinn hinter all dem steckt. Das Christentum hat das lange nicht gemacht und selbst heute sind es wenige Leute die wirklich zwischen die Zeilen lesen. Beim Islam sieht man am besten wozu bedingsloser Glauben ohne selbständig zu denken führen kann. Der Islam ist meiner Meinung nach eine sehr veraltete oder um es umgangssprachlich zu sagen "hinten gebliebene" Religion.

Ich weiß nicht inwiefern Sie mit nordischer Religion, oder allgemeint germanischem Heidentum vertraut sind. Die ikonisierung der Gottheiten, wie Vikernes sie anprangert, darf ruhig in dem Kontext gesehen werden. Ihrer Meinung nach würde Odin/Wotan durch ein Vorbildsschema fallen? Nun damit liegen Sie falsch. Da es natürlich schwer ist eine charaktarisierung einer Gottheit vorzunehmen, die aus vielen verschiedenen Überlieferung und Dichtung zusammengekünstelt wurde, versucht man sich am besten einen gewissen Überblick zu schaffen. Im germanischen Glauben sind Götter nichts anderes als fehlbare Wesen, ebenso wie Menschen. Doch steht jeder Gott für gewisse Eigenschaften (unabhängig welche lasterhaften Geschichten in der skaldischen Dichtkunks über sie überliefert wurden, da diese Dichtung teilweiße schon christlich beeinflusst ist und natürlich die Einflüsse des jeweiligen Dichters zeigt und nicht zwangsweiße die Mythologische Vorstellung der Menschen).

Ich würde mich selbst schon als überzeugten Heiden sehen, allerdings fasse ich das ganze nicht als Glauben auf. Glauben in jeder hinsicht ist für mich Schwäche und mangelnder Individualismus. Ich sehe die heidnische Religion nicht als "Glaubensreligion", sondern vielmehr als Kulturgut unseres Volkes, dass mich als Germane mit stolz auf unsere Vorfahren blicken lässt. Weit weg vom primitvien Barbaren, sondern zu einem fantastischen und auch intelektuell Anspruchsvollen Glauben.

Gruß

Über mich

Zahnmedizinstudent, Traditionalist, Musikfreund, Linux-User (Gentoo), klassische-Gitarre-Spieler, Gewichtheber, Filmfreund, Philosoph