Montag, 30. April 2007

Dying Fetus - Killing on Adrenaline

ein Grindcore/Death Metal Klassiker. Während die späteren Werke komplexer werden, und damit schwerer zugänglich, beeindruckt dieses Album mit Musik, die man nur 10 Sekunden hören muss, um zu wissen was die Band will. Auf die Fresse, allem und jedem. Was der Rezeption von Dying Fetus in Deutschland jedoch immer etwas im weg stand, war die mangelnde Auseinandersetzung mit der Lyric hinter dem Gebrüll. Dem werde ich mit diesem Track-by-Track Review etwas Abhilfe schaffen.
Was steht eigentlich hinter "Sterbender Fötus"? Was wollen mir diese jungen Musiker vermitteln? -Ließ weiter!
Zuerstma das Booklet. Vorne ein Bild von dem zerbombten WW2-Dresden, darüber eine zerschossene US-Flagge, dann der Titel des Albums in rot: Killing on Adrenaline. Bei dem Gedanken, über eine Stadt zu fliegen und 50000 Menschen mit Phosphorbomben in den Tod zu schicken ist Adrenalin schon vorprogrammiert. Hinten: Die vier Bandmitglieder in scheiß-egal-Pose, Bier und Bong stehen bereit und die Tracklist. Mitte: Typ mit Sturmhaube, der 2 Messer kreuzt, Text dazu: Absolute Defiance, also vollkommener Trotz. Dies sollte uns genügend visuell auf die Musik vorbereiten, also fangen wir mal mit dem ersten Track der ~ 35 Minuten an:

Killing on Adrenaline
Dieses Lied handelt von Enttäuschung, Wut und Rache. Es startet mit dem Refrain, hier auf Deutsch: "Das Gesicht auf das ich mit meiner Faust einschlage ist pulverisiert und in Scheiße umgewandelt, so dass alles was übrig ist wenn er weg ist Haut und Blut und Dreck und Knochen ist. Der Ficker dachter er könnts versuchen und mit mir ficken, kein Grund wieso, also hat er jetzt das bekommen was er verdiente, einen Sarg mit seinem Namen reserviert".
In der Übersetzung ist jetzt natürlich der Reim verloren gegangen. Was Dying Fetus ausmacht sind diese ultrabrutalen Texte, die von 2 Sängern, einer für hohes Geschrei, einer für tiefes Brüllen verantwortlich, auf ultra groovigen Grindcore gesungen werden. Die Musik hat in ihrer Art an sich einen starken Hip-Hop Einfluss. Was an dem Text auch sehr interessant ist, ist dass man, a la Hip Hop nie einen wirklich koheränten Gedankenfluss erkennen kann. Da heißt es manchmal "der Mutterficker ist tot, frag mich nicht wieso er sterben musste, ich versuche nur mein verficktes Leben zu leben", und woanders werden konkrete Motive angeboten: "und ich werde nicht aufhören bis du tot bist, jetzt bring ichs zurück nach (19)93, als die scheiße zwischen uns beiden passierte". Die Verwirrung, die für diesen Text bezeichnend ist, macht ihn erst richtig überzeugend. Kein Amokläufer, oder sonstjemand der vorhat jemanden brutal zu töten, denkt klar. Auftragskiller, Soldaten, etc müssen bei der Sache sein um keine Fehler zu machen, die die richtig ausrasten und Sachen und Menschen kaput hauen verlieren den Kopf. Wunderbares beispiel hier. Und das ist nicht der einzige Song auf dem Album mit der selben Thematik, zuerst doch etwas Sozialkritik, die Trotzki fröhlich grinsen lassen würde:


Procreate the Malformed
beginnt mit nem Gitarrensolo(?)... ich weiß nie wirklich wie ich das beschreiben soll, schafft aber, besonders im Kontrast mit den Sägenden Gitarren und dem knatternden Bass eine schöne Disharmonie. Aber zum Text. In diesem Text, Hymne eigentlich aller Globalisierungsgegner, lesen wir: "diese Welt, darnieder gefesselt, massenvergewaltigt, entehrt, firmen-nationen beginnen das spiel", nach etwas weiterer Sozialkritik schlägt man Lösungen vor: "gesicht nach unten, zwing sie scheiße zu fressen, brennt das verfickte globale dorf nieder, aufstand, die regierung ist in flammen, die leichen stapeln sich hoch" und später: "anwälte und prediger, sie werden als erste geopfert, lakaien des systems, die leid verbreiten" "weltbank-IMF, alles das gleiche, nationen werden versklavt"...
Großartig. Perfekter Soundtrack für wenn man ma wieder Ärger mit irgendwelchen Scheißbürokraten hat oder generell ließt was die verdammten Imperialisten sonst so alles vorhaben (Struck, ne, Deutschland wird am Hindukusch verteidigt- Schwachsinn, Dying Fetus singen was ich vorhab!).

Fornication Terrorists
beginnt recht ähnlich wie "Procreate..." und ist das atmosphärischste Stück der Platte. Es ist eine krasse Abrechnung mit dem westlichen Konsumismus, der Liebe wie eine Ware verkauft. Der Text vermittelt eindrucksvoll den Abscheu, den der Autor in Bezug auf die Entwicklung der Menschheit verspürt, am Ende summiert mit "Krankheit, Schwäche, Porno ist der neue Jesus, Fick es, kotz, auf die menschliche Rasse". Der erste Teil ist eine Verurteilung von Freiern, die ihrer selbst nicht Herr sind, nicht wissen wieso sie etwas tun, die Risiken ignorierend und nicht mehr brauchen als "eine Ausrede": "Tiere ohne Mitleid die penetrieren wollen, jedem ist es egal, solange sie ficken können", "Viren im Blut kultivieren und kultiviert die lebenden Toten, Patient 0 ist weg aber die menschlichen Ratten werden weiter machen, high auf Drogen, high auf Sex, Ficken und Ficken ohne Skrupel, gottverdammter sterblicher Trieb mit allem zu ficken was am Leben ist" (Ich frage mich ob hier etwas Selbstkritik durchscheint).
Im zweiten Drittel erweitert sich der Blickpunkt etwas und wir Hören eine Kritik des modernen Konsumismus: "In God we trust, damit wir unsere verfickte zombifizierte nation weiter mit unseren besten Plastikpropheten unterhalten können, [..] wir sind alle taub und stumm, weil wir den dreck essen und atmen"
Zwei Soli und eine Passage, die mit ihrem Mid-Tempo Riffing sehr tiefgehende Atmosphäre aufbaut runden dieses Lied ab. Wer hier nicht bewegt wird, sein eigenes Leben zu überdenken, für den ist es schon zu spät.

We are your enemy
Essentiell wird in diesem groovy Nackenbrecher die Kritik aus "Fornication Terrorists" wiederholt, diesmal mit einem etwas introperspektivischen Touch. Was diesen Song wirklich interessant macht, ist der fast schon prophetische Teil am Ende, der uns wissen lässt, dass es einen Ausweg gibt, ein Morgen, Hoffnung: "Das Feuer brennt in uns, wir haben die Vergangenheit zurückgelassen, lass uns den Reichtum zwischen uns verteilen und die Reichen töten, ihre gebrochenen Kreuze fallen, nicht länger auf unsere Knie, unsere Revolution stürmt von Küste zu Küste"

Einschub:
Was mich persönlich etwas enttäuscht ist die etwas zu stumpfe Klassenkampfpropaganda, die hier gebracht wird. Es ist anhand der Texte eigentlich klar, dass Dying Fetus nicht Leute aufgrund einer wie auch immer definierten "Klassenzugehörigkeit" verurteilen, sondern Menschen, die verantwortungslos handeln, wie man auch in der Zeile aus "Procreate the Malformed" entnehmen kann:"anwälte und prediger, [..] lakaien des systems, die leid verbreiten", bzw. das gesamte "Fornication Terrorist", da Konsum von Pornographie ja gerne von den Reichen den Armen zugeschrieben wird, aber tatsächlich ja durch die Bank weg in jeder Gesellschaftsschicht verbreitet ist.

Kill your mother/Rape your dog

Ahh... die Absurdität. Wie auch immer DF darauf gekommen sind, einen Song "Töte deine Mutter und vergewaltige deinen Hund" zu nennen. Man sollte sich immer in die Lage der Band selbst hineinversetzen: In Amerika versteht jeder was die Sagen. Da stöbert man im Plattengeschäft und ließt das Cover einer zufällig erwischten CD und voilá, man wird aufgefordert, die Mutter zu töten und den eigenen Hund zu vergewaltigen...

Ich persönlich hasse Radio, und REM besonders (hab aber nichts gegen Britney Spears... "Born to make you happy" war gut), deswegen hier der gesamte Text:

"Töte deine Mutter und vergewaltige deinen Hund
Fick diese Firmen und ihre verfickten Plattengeschäfte
Ich will nicht dass mein verfickter Gehaltsscheck Geld-Huren durchfüttert
Diese Bastarde überschwemmen den Markt mit ihrer fabrizierten Scheiße
und lachen wenn diese mitleidserweckende verfickte Musik sie reich macht


Bleib zum Teufel aus meinem Leben
Ich brauche deine verfickten Ratschläge nicht
Du weißt nicht worum es uns eigentlich geht
Also versuch nicht es herauszufinden

Fickt eure Spice Girls und euer verficktes Pearl Jam
Es ist alles ein Haufen scheiße, ich sage fick es
fickt euren Dave Matthews und euer verficktes REM
du gottverdammte Schlampe, hast keine Ahnung"

Der Text spricht für sich selbst.

Absolute Defiance
wieder eine Schlag in die Fresse a la "Procreate the Malformed" und "Fornication Terrorists".
Hier neigen Dying Fetus einem elitären Pessimismus zu. Der Text kritisiert Menschen, die nicht das Rückgrat haben, sich gegen Tyrannei aufzulehnen:"gewöhnungsmäßige Selbstgefälligkeit konformiert dein Leben weg, man muss nicht viel denken um zu folgen und zu gehorchen", krasses Statement zum Schluss: "Ich entscheide mich nicht all den Propheten zu folgen, die Neid predigen, den kleingeistigen (lebenden) Leichen, die konsumieren ohne etwas zu benötigen". Beachtenswert ist hier die Absage an Neid, was bedeutet, dass die Verurteilung der "Reichen" einen tieferen Grund haben muss (wenn wir von konzeptueller Kontinuität ausgehen dürfen).

Jetzt folgt ein Cover von Integrity:
Judgement Day
GROOOOOVY!!!!
Mehr kann ich nicht sagen, kenne die Band nicht und weiß auch nicht was da Gesungen wird. Ein geübtes Ohr mag vielleicht vom Zuhören erkennen was gesagt wird ;)

Kommen wir zum letzten Stück der Platte,
Intentional Manslaughter

ist ein eindrucksvolles Portrait eines Endzeitkrieges zwischen genetisch modifizierten Übermenschen und Normalsterblichen. Was mittlerweile auf manchen Gesichtern nur noch ein müdes Lächeln hervorruft ist noch einmal zu überdenken, angesichts der Tatsache, dass unsere lieben Wissenschaftler immernoch, in ungebrochener Kontinuität, nur jetzt halt auf Grundlage von kapitalistischer Ethik und nicht nationalsozialistischer, versuchen den perfekten Menschen zu schaffen. Aber Perfektion liegt immer im Auge des Betrachters:"Eugenische Ernte, Menschen gottgleich, in einem Labor erschaffen[...] ewige Plage, Lügen sind alle gleich, tot und gewöhnlich, spucken ins Angesicht Gottes, Vernichtungs Interface, Schaffung einer Hölle auf Erden". Erinnert alles sehr stark an George Romero's "Dawn of the Dead", der Film dürfte ein großer Einfluss gewesen sein, die hier geäußerte Kritik und der Tonus des Films ähneln sich ja stark: "ein televisierter Holocaust, Wachstum des Widerstandes verursacht massiven unnachgiebigen Verlust". Totaler Krieg zwischen irgendwelchen ausgerasteten Wissenschaftlern und ein paar Menschen, die noch alle Tassen im Schrank haben, eine paranoide Vorstellung oder vielleicht doch vorstellbar bei einer Wissenschaft, die jede höhere Verantworung von sich weißt??


Schlußendlich möchte ich betonen, dass Dying Fetus nichts gegen Religion oder Gott an sich sagen, sondern jene kritisieren, die den Glauben für ihre weltlichen Zwecke mißbrauchen. Ein Verlangen nach (Selbst-)Disziplin, wie man "Fornication Terrorist" am konkretesten entnehmen kann, und welches unserer Meinung nach nur durch eine gewisse Religiosität erlangt werden kann, ist auch nicht zu verleugnen.

Radikale Philosophie radikal geäußert. Dying Fetus - Killin on Adrenaline

Sonntag, 29. April 2007

Lady Vengeance



Gestern habe ich mir "Lady Vengeance" angesehen. Ein koreanischer Film. Mir war langweilig und da ich ja generell zierliche asiatische Frauen auf Rachefeldzügen mag, dachte ich mir wieso eigentlich nicht...
War mäßig unterhaltsam, etwas zwanghaft mit einer seltsamen Abfolge der Szenen, was den Film wohl "künstlerisch" machen sollte. Ist nicht wirklich ein guter Film gewesen, enthielt trotzdem genug interessante Motive, die ich hier ansprechen werde:
Das Christentum scheint in Korea so sehr verbreitet zu sein, dass mittlerweile Rebellion dagegen in Filmen üblich wird. Einer der Charaktere nämlich ist ein selbstgerechter Priester, der sich anmaßt, die Protagonistin zu kennen und ihr helfen will, ein aufrechtes Leben zu führen. Er wird von der Protagonistin mehrmals scharf abgewiesen, einmal zeigt sie ihm ein buddhistisches Büchlein mit der Anmerkung, sie sei keine Christin mehr, sondern zum Buddhismus konvertiert. Interessant, dass eine Abkehr vom Christentum nicht immer über den Materialismus zum Nihilismus füren muss, wie im Westen. Obwohl natürlich anzuzweifeln ist, ob jemand, der von Zorn erfüllt, jemandem trotzig eröffnet, er sei nun Buddhist, wirklich verstanden hat, worum es dem Siddharta denn ging.
Den christlichen Einfluss merkt man jedoch leider den gesamten Film über, wenn auch etwas subtiler. Wo im offensichtlichen Vorbild "Lady Snowblood", noch ganz klar Schwarz/Weiß gemalt wurde, so sind sich die Charaktere dieses Films, allen voran die Protagonistin, ihrer Sache nicht so sicher. Sie selbst äußert wiederholt ihre Selbsteinschätzung als Sünderin etc. Am Ende jedoch finden alle zusammen und, innerlich zerissen, rächen sich. Ich kann verstehen inwiefern dieser Film für einen Christen (oder post-christlichen Moralisten), "Tiefgang" haben mag, da er das alte Thema des Verhältnis von Rache und "Liebe deinen Nächsten" und das Verhalten eines Christen im Angesicht seines Peinigers durchaus gekonnt aufgreift. Darf man sich nun wehren, oder muss man sich passiv verhalten, da auch der Peniger ein Geschöpf Gottes ist, und man seine Feinde lieben soll, wie JC meint?? Und wie steht es hiermit: "Auge um Auge", oder "halt ihm auch die andere Wange hin"?



Für jemanden, der Bezug zu dieser Fragestellung hat, ist der Film wahrscheinlich sehr gut. Für mich, im Wissen, dass das Bekämpfen der Feinde nicht heißt, dass man sie nicht liebt, wars recht fade. Ich guck mir lieber Lady Snowblood an. Besser, atmosphärischer und mit einer charismatischeren Protagonistin, gespielt von der unvergleichlichen Meiko Kaji. Hammer Soundtrack auch!!
<---Meiko Kaji in "Lady Snowblood"

statusbericht 29042007

Es ist 10:29, ich bin seit 3 Stunden wach, war etwas einkaufen und seitdem hänge ich vor dem Rechner und lese Comic-Strips von userfriendly.org, nachdem ich mich durch geekblog.oneandoneis2.org durchgearbeitet habe. Daraufhin bin ich auch die Idee gekommen, selber zu bloggen, um auch mal etwas produktives zu machen wenn ich kein Bock hab richtig zu lernen oder sowas. Ich versuche, die Zeit, in der ich zu fertig für anspruchsvolle Tätigkeiten bin, aber zu wach um zu pennen mit bloggen zu füllen. Mal sehen ob das klappt. Die Alternativen sind mir nämlich mittlerweile ausgegangen. Ich kenne jede South-Park Folge auswendig, Family Guy auch, American Dad ebenso und habe das Internet durchgelesen.
So, wie ist das leben? Ich lerne viel für Physiologie, weil ich in der nächsten Klausur 19/20 Punkten schreiben will. Heute ist aber Sonntag und da wollte ich ruhen (vielleicht schreib ich mir später nochmal die unterschiedlichen Regulationsmechanismen des Kreislaufes raus, aber mal sehen). Zwischendurch lese ich "Fight Club" von Chuck Palahniuk. Un' bel libro, aber es enttäuscht mich schon etwas, da ich im Vorfeld gelesen habe, dass es detaillreicher als der Film sein sollte, ist aber bis auf ein paar Details genauso (das Buch kam übrigens vor dem Film). Ich habe meine Gitarre neu besaitet, nachdem die alten wieder kaputt waren, habe diesmal die normalen Saiten genommen, welche den Vorteil haben, dass nicht jeder imperfekte Fingersatz sich in einem scheppern äußert.
Es ist 10:39, ich sitze, Füße hochgelegt vor meinem Rechner und genieße frischen Kaffee, den mein USB-Kaffeewärmer warmhält (von www.pearl.de). Ich les' noch ein paar Comics auf userfriendly.org PcE

Über mich

Zahnmedizinstudent, Traditionalist, Musikfreund, Linux-User (Gentoo), klassische-Gitarre-Spieler, Gewichtheber, Filmfreund, Philosoph