Sonntag, 13. Mai 2007

Statistiken sind Propaganda und damit wertlos: Gras und Zigaretten

Ich habe gerade hier einen guten Artikel gefunden, der Zigarettengenuß und Folgeerscheinungen mit dem Genuß von Cannabis vergleicht. Die Schlußfolgerung, nicht wirklich überraschend, ist, dass Zigaretten stark karzinogen sind und physisch und psychisch süchtig machen. Cannabis nicht. Ich will auf die Argumente des Autors nicht weiter eingehen, weil es mich ehrlich gesagt nicht wirklich interessiert, denn wer auch immer etwas inhaliert, was seinen Körper veranlasst zu husten, sei es Gras oder Zigaretten, der kann getrost davon ausgehen, dass es nicht gesund ist.

Was mich aber interessiert sind die, im Artikel wiedergegebenen, Kommentare eines amerikanischen Beamten der DEA, Drug Enforcement Agency, Karen Tandy: "Der Rauch einer Marijuana-Zigarette bring vier bis fünfmal so viel Teer in die Lungen wie eine gefilterte Tabak-Zigarette. Als Konsequenz leiden regelmäßige Marijuana-Raucher an vielen der selben gesundheitlichen Probleme wie Tabakraucher, so wie chronischer Husten und Keuchen, Brust-Erkältungen und chronischer Bronchitis. In der Tat zeigen Studien, dass das Rauchen von drei bis vier Joints pro Tag dem Atemsystem mindestens genauso viel Schaden verursacht, wie das Rauchen einer ganzen Schachtel Zigaretten jeden Tag. Marijuana-Rauch beeinhaltet auch 50 bis 70 Prozent mehr krebserregende Kohlenwasserstoffe als Tabakrauch und produziert hohe Level eines Enzyms, welches gewisse Kohlenwasserstoffe in bösartige Zellen überführt."

Soso... diese Lügen sind sowas von an-den-Haaren herbeigezogen, dass ich nicht weiß ob ich diese Heimtücke bewundern soll, aufgrund ihrer Dummdreistigkeit, oder ob ich weinen soll, weil es soo blöde Menschen auf diesem Planeten gibt..
Naja, erstmal zu den Studien: "In der Tat zeigen Studien, dass das Rauchen von drei bis vier Joints pro Tag dem Atemsystem mindestens genauso viel Schaden verursacht, wie das Rauchen einer ganzen Schachtel Zigaretten jeden Tag."

Das Problem bei Studien ist, dass sie Paralellitäten aufzeigen, nicht jedoch Kausalität. Das gemeinsame Auftreten von unterschiedlichen Eigenschaften heißt nicht notwendigerweise, dass diese sich bedingen.
Studien sind immer schöne Mittel, um den Anschein von "Wissenschaftlichkeit" und Objektivität zu erwecken, ohne tatsächlich objektiv forschen zu müssen. Man springt dann gerne zu Schlußfolgerungen ohne sich für die tatsächlichen Gründe zu interessieren. Soweit generell zu populärwissenschaftlichen Studien.
Jetzt zu einer Studie, die in den USA stattgefunden haben soll, einem Land, welches von einem Born-again-Christen geführt wird, einem Konservativen mit einer krassen Anti-Drogen Agenda. Soll ich tatsächlich glauben, dass diese Administration Ergebnisse veröffentlichen würde, die die eigene Propaganda untergraben? Wohl kaum. Desweiteren sind die Strafen für Besitz/Genuß von Marijuana in den USA hart. Die Studie, auf die die liebe Karen Tandy eingeht, die für die DEA arbeitet, so eine Art BKA für Drogen, soll zeigen, dass das regelmäßige Rauchen von Marijuana ähnlich schlimme Auswirkungen auf die Atemwege haben soll, wie Tabak. Es wird sich also um eine Langzeitstudie handeln.
Soll ich tatsächlich glauben, dass regelmäßige Kiffer sich in den USA freiwillig melden um an sowas teilzunehmen, paar Jahre lang, um danach ins Gefängnis zu wandern?

Einen Satz weiter eröffnet Miss Tandy uns:[Marijuana-Rauch] "produziert hohe Level eines Enzyms, welches gewisse Kohlenwasserstoffe in bösartige Zellen überführt."
So, Zellenlehre für Dummies: Enzyme sind Biokatalysatoren: Eiweiße, die gewisse Stoffwechselvorgänge erleichtern. Kohlenwasserstoffe ist generell jeder Stoff, in dem sich ein C- (Kohlenstoff) und ein H- (Wasserstoff) Atom befindet. Wenn eine Zelle ein Haus ist, dann ist ein Kohlenwasserstoff ein Backstein, oder vielmehr ein kleiner Teil eines Backsteins, und ein Enzym ist etwas Mörtel, die die Backsteine zusammenhält. Damit wir mal eine Vorstellung von der relativen Größenordnung der Dinge haben.

Was die Frau Tandy (wer mir nicht glaubt, ließt einfach das Original) da oben schreibt, ist, dass ein Enzym einen Kohlenwasserstoff nimmt, und diesen Kohlenwasserstoff in eine bösartige Zelle konvertiert. Ein Kohlenhydrat soll ihrer Meinung nach zu einer Zelle werden. Das ist absolut sinnlos. Vielleicht wollte sie ja das Richtige sagen, nämlich, dass ein Enzym in einer Zelle etwas auslösen kann, was gewisse Folgen hat, aber:

Entweder man sagt etwas richtig, oder gar nicht. Offensichtlichen Schwachsinn, der mit ein paar großen Wörtern gespickt ist von sich zu geben ist einfach nur billige Propaganda, die darauf abzielt, Leute von seiner Meinung zu überzeugen. Das, oder die alte hat wirklich keine Ahnung, wovon sie spricht. So oder so hat sie keine Autorität sich zu dem Thema zu äußern. Scheiße.

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