Samstag, 15. Dezember 2007

Autonomie und Unterordnung unter Gott

In den zweieinhalb Jahren, die ich jetzt studiere, habe ich viele neue Bekanntschaften gemacht. Auf lange Sicht ist mir dadurch und durch meine sonstige Lebenserfahrung etwas über die Natur des Durchschnittsmenschen klar geworden. Mich selbst schließe ich hier ein, denn ich zeige auch jene Tendenzen.

Im Sinne der Vereinfachung gehe ich von zwei Extremen aus: passiv und autonom. Passive Menschen zeigen die Angewohnheit, sich auf einen aktiven zu beziehen. Entweder sie ahmen das Verhalten des Autonomen nach, oder sie konzentrieren sich darauf, genau das Gegenteil dessen zu tun, was der Autonome tut. So oder so ist der Autonome der bestimmende Faktor im Leben des passiven. So z.B. treffen sich Passive mehr als eine halbe Stunde vor einer Prüfung, obwohl viele von ihnen realisiert haben, dass es entweder langweilig ist oder sie nervös macht. Trotzdem tun sie es.

Autonome zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich selbst eine Meinung, eine Grundeinstellung oder ein Gedankenmodell zu einer Situation ausarbeiten, unabhängig von ihrer Umwelt. Wenn ein Autonomer sich dazu entscheidet, direkt zum Start der Prüfung zu erscheinen, dann kann es sein, dass passive sich "ein Beispiel an ihm nehmen" und auch nicht mehr zu früh kommen.

Es fällt Menschen schwer, autonom zu handeln, da es anstrengend ist, alles zu überdenken und da der moralische Kompass, über den vorangegangene Generationen verfügten, unserer abhanden gekommen ist.

Hier möchte ich einschieben, dass Moral in gewisser Weise auch Motivation bedeutet, denn wenn Aktion "gut" ist, dann folgt, dass Nicht-Aktion "schlecht" ist. Ohne die Wertung von Aktion als "gut" wird keine Aktion erfolgen. Autonome Menschen leben also immer nach einem moralischen System. Dies mag soweit gehen, dass ein Autonomer das moralische Ziel hat, "Moral" zu beseitigen, Beispiele für dieses Sorte Mensch zeigen sich in Friedrich Nietzsche und Anton LaVey.

Folgt nun hieraus, dass Passive unmoralisch sind? Wie oben erwähnt, ist der "Passive" und auch der Autonome ein theoretisch angenommenes Extrem. Das heißt, dass alle Menschen sich zwischen diesen beiden Extremen befinden. Überwiegend Passive mögen sagen, dass Rauchen schlecht ist und sich dem Rauchen verweigern, was in gewissen Umständen (ich denke an den 13-Jährigen, der dem Gruppenzwang ausgesetzt ist) eine autonome Selbstbehauptung ist.

Es existiert also in jedem Menschen Moral, und jeder Mensch ist in gewissem Grade autonom. Wer sich Gedanken über seine persönliche Moral macht, wer diese Gedanken vor seinen Mitmenschen behauptet und wer sich dieses Verhaltensmuster zur Angewohnheit macht, wird immer autonomer. Je autonomer der Mensch, desto mehr Menschen, die passiver sind, wird er um sich scharen.

Dies ist auch die esoterische des Wortes "Islam", zu deutsch "Unterordnung unter Gott". Denn wer sich AUSSCHLIEßLICH Gott unterordnet, der ordnet sich folglich nichts und niemandem sonst unter. Der ist wahrhaft autonom.
(Unterordnung unter Gott heißt nicht Unterordnung unter diejenige, die vorgeben, Gottes Wille auf Erden zu vertreten!!!)

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Über mich

Zahnmedizinstudent, Traditionalist, Musikfreund, Linux-User (Gentoo), klassische-Gitarre-Spieler, Gewichtheber, Filmfreund, Philosoph